AUF DEM BODEN DER ZEIT - Nina Lundström, Schweden/Tatjana Fell, Berlin

Rauminstallation/Video/Sound/Zeichnung
Die häufigste Konfrontation mit Zeit findet durch ihre Abwesenheit statt. Jeder kennt die Antwort: ich habe keine Zeit.
Provokanter ist vielleicht die Antwort –Ich habe Zeit–, oder sogar –Ich mache nichts–.
In einem Alltag voller Stress wird alles auf Effektivität kontrolliert. Weggeschnitten wird, was nicht sofort produktiv ist. Wer Zeit hat, ist Reich und hat etwas, fast Unermessliches in unserer Gesellschaft erreicht. Geld verdienen viele, Zeit verschaffen sich nur wenige. Resultate unserer Handlungen werden jedoch oft erst nach einergewissen Zeit sichtbar.
Der Wert der Zeit wird bestimmt durch ihr –sinnvolles– verbringen.
Aber würden wir nicht alle wahnsinnig, ohne Zeit für –Unproduktives– ?
Die Arbeiten von Nina Lundström und Tatjana Fell untersuchen Momente die hinter der Vorstellung liegen, was Zeit ist; ein Ding, ein Raum, eine zurückgelegte Strecke, ein Richtungsindex, ein ständig hüpfendes Jetzt.
Sie zeigen Momente, die Platz für Produktivität und Reflektion lassen, die Langsamkeit und sinnlichen Umgang mit Wissen ermöglichen.
Auf dem ersten Blick sehr unterschiedliche Arbeiten werden verbunden durch eine ähnlich vielschichtige Herangehensweise an künstlerische Prozesse.
Nina Lundström deckt in Ihrem Video –hibernating– die Zeit zu, lässt sie vergehen, ohne dass ihr Verlauf bemerkt wird. Die Bewegungen ihrer feinen Zeichnungen, die aus Wortreihungen bestehen, nötigen zum nahen hinsehen, zum Versuch, etwas verstehen zu wollen, einen Sinn aufzufangen in den Biegungen und Verästelungen bei denen man sich an zahlreiche lange Gespräche erinnert fühlt, die nie verstanden wurden.
Tatjana Fells Rauminstallation–perpetual shifting– konfrontiert Besucher mit den unterschiedlichen Rhythmen, in denen Zeit als individuelles Empfinden generiert wird. Das Verständnis von Zeit wird in ein visuelles Aufblättern wahrgenommener Momente transportiert. Längen und kürzen alltäglicher Ereignisse kreuzen sich und lassen bisweilen, durch ihre Prozesse des Sichtbarmachens, unbemerktes zum Vorschein kommen.
Die Besucher sind eingeladen, an einer ständig weiterwachsenden Installation mit zu stricken, die die Künstlerinnen gemeinsam konzipiert haben und können sich Zeit zu nehmen für Kommunikation und–Unproduktion–.
Fotos: 1-4 Sencer Vardarman
v.li_Bild 1-3_Nina Lundström_Video-Installationen Hibernating_Staub_Wortzeichnung
Tatjana Fell_Bild_4-6 Rauminstallation_3 Video-Loops: perpetual shifting_ Wand-Projektion_Bild 7-8 Lundström/Fell_Verstrickungen_Zeitproduktion zum partizipieren
Vernissage: Freitag 12. Januar, 19 Uhr
Ausstellung: 13. Januar bis 16. Februar
Finissage: Samstag. 16. Februar, 19 Uhr
Projektbetreuung: Tatjana Fell/Lisa Glauer
